Freitag, 24. August 2012

Unerwartete Reaktionen

Lange und genüsslich auszuschlafen ohne sich von dem Stöhnen und Keuchen der Männer ablenken zu lassen, die unten ihre schweißglänzenden Leiber im hellen Licht der Morgensonne bewegten - dass war bis jetzt ein unvorstellbarer Luxus gewesen. Träge flatterte sie mit den Augenlidern und streckte sich wohlig. Ihre vorsichtig tastende Hand fand neben sich nur kühle Leere - mehr Platz um sich noch einmal genüsslich zu räkeln bevor es galt dem frisch angebrochenem Tag die Stirn zu bieten.

Natürlich aber erst nach einem reichhaltigem Frühstück im Bett. Ob Quintus daran gedacht hatte als er ihr Vaia geschenkt hatte? Das Mädchen hatte sich als eine wirklich gute Hilfe in der Taverne erwiesen und ihr damit viele Sorgen genommen. Ein Lächeln huschte über ihr noch leicht verträumtes Gesicht. Die Griechin müsste vielleicht noch lernen nicht alles allzu wörtlich zu nehmen - einige ihrer Gäste sagten mitunter sehr zweideutige Dinge und das dürfte durchaus zu einigen interessanten Situationen führen.

Voller Stolz hatte sie heute die kleinwüchsige Sklavin ihren Gästen vorgestellt. Und der war durchaus berechtigt gewesen, wenn sie an das kleine Körbchen dachte, welches Vaia so geschwind und geschickt für Claudia zusammengestellt hatte. Nachdenklich runzelte Faba die Stirn. Eigentlich wollte Claudia ursprünglich ein paar Leckereien in der Bäckerei erstehen, um ihre Freundin Maja etwas aufzumuntern, der es offensichtlich nicht gut ging.

Es kam ihr seltsam vor das die Bäckerei schon geschlossen war, aber Florina erwies sich in letzter Zeit als sehr eigenwillig. Immer häufiger taten sich breite Lücken in ihrem Angebot auf und auch die Qualität ihrer Backwaren ließ zu wünschen übrig. Und die Launen der Bäckerin waren ihr immer öfters ein echtes Rätsel. Seit ihrer Rückreise aus Tarentum hatte sich etwas verändert, aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen was die Ursache war. Sollte es aber von Dauer sein, so fürchtete sie das schlimmste für die Bäckerei.

Gestern war ihr sowieso fast jeder seltsam vorgekommen. Angefangen hatte es ganz harmlos mit dem Medicus, mit dem sie sich über ihre neue Errungenschaft unterhalten hatte. Sie hatte ihm gerade erzählt, dass sie gedachte Vaia regelmäßig etwas für ihr Peculium zu geben um ihre hohe Motivation zu erhalten. Was beflügelte mehr als die Sehnsucht nach Freiheit? Die Sklaverei war nützlich und notwendig, aber sie hielt nichts davon die Sklaven unnötig in Furcht und Schrecken erstarren zu lassen. Es gab einfachere, subtilere Methoden sich ihrer Loyalität und ihres Arbeitseifers zu versichern und die Aussicht, sich eines Tages selbst Freikaufen zu können, erschien ihr da mit Abstand am sichersten.

Hach, Freiheit... wie Möwen die um ein Fischerboot schwärmten kreisten ihre Gedanken um dieses Thema. Unvorstellbar das sie jetzt schon wieder ein angehendes Ehepaar unter sich hatten. Kaum hatte sie diesen flüchtigen Gedanken ausgesprochen, reagierte der Medicus ausgesprochen komisch.

Es verwirrte sie, dass er nicht informiert war, hatte sie doch bis jetzt immer gedacht, dass ihn und Farshid eine echte, tiefe Männerfreundschaft verband. Dass er ihm noch nicht einmal einen kurzen Brief mit der frohen Botschaft geschrieben hatte war schon eigenartig. Und die Reaktion auf das Gehörte noch seltsamer. Tiberius wirkte mehr geschockt als erfreut, etwas was sie bei einem so guten Freund nicht erwartet hatte. Eine Ehe führte zu einer Reihe von Einschränkungen und einem ganzen Bündel neuer Pflichten, aber dennoch kam ihr die Reaktion reichlich unangemessen vor.

Er wirkte fast dankbar als Corinus mit Maja erschien und ihn um ein vertrauliches Gespräch baten. Maja wirkte wirklich etwas nervös und ein wenig blass um die Nase, während Corinus sich in rätselhaften Andeutungen erging: "Entschuldige uns kurz bitte Faba. Ich will nur keine Hoffnung ins Land brüllen, wenn die Brunnen vielleicht doch trocken bleiben."

Wenigstens Claudia wirkte recht normal, als sie wieder in der Taverne aufkreuzte, kurz gefolgt von Farshid. Corinus hatte dem Pärchen seinen Segen gegeben, es bedurfte so wohl nicht mehr viel bis die Hochzeit vollzogen werden konnte. Dennoch schien auch hier ein Schatten über dem frischgebackenem Paar zu liegen, ihr war das Zittern seiner Hände nicht entgangen als er seinen Weinbecher entgegen nahm. Sie versuchte das lebhafte Gespräch der beiden zu überhören, aber es gelang ihr nicht ganz. "Katastrophe", "Skandal" - das waren nicht gerade die Worte die sie mit beginnendem Eheglück verband. Aber was ging es sie an?

Sie gähnte noch einmal ausgiebig, bevor sie vorsichtig ein Bein ausstreckte um nach dem Boden unter dem Bett zu tasten. Vorhanden. Beruhigt platzierte sie nun auch ihr zweites Bein daneben und setzte sich auf. Zumindest auf ein paar Dinge konnte man sich verlassen.

Wieder schweiften ihre Gedanken zu der Nacht davor zurück. Die Nacht in der Farshid einfach so in ihrer Taverne umgekippt war ohne überhaupt wirklich etwas getrunken zu haben. Die ganze Hektik...

Bis dahin hatte es eigentlich so ausgesehen dass es ihm wieder besser gehen würde, nachdem er sich mit Tiberius unten am Hafen unterhalten hatte. Die Stimmung in der Taverne war auf jeden Fall nicht mehr so angespannt gewesen und Claudia, Farshid, Maja und Tiberius hatten sich fröhlich unterhalten.

Nunja, in den Händen von Tiberius war Farshid auf jeden Fall gut aufgehoben und es würde ihm gewiss bald besser gehen. Maja hatte der Besuch beim Medicus offensichtlich ja auch geholfen.

Laut rief sie nach Sabrina. Zeit sich dem neuen Tag zu stellen.

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