Samstag, 25. August 2012

Sonntagskleidung

Nachdenklich legte sie die zwei neuen Tuniken in die Truhe und strich noch einmal liebevoll über den glatten, leichten Stoff. Wie zart sich das Leinen anfühlte - so ganz anders als die schlichte Wolle, die sie den größten Teil ihres Lebens über getragen hatte. Ein weißes und ein grünes Gewand, beide mit wunderschön gearbeiteten goldenen Verzierungen. Maja hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Wild tobte in einer gut versteckten Ecke von Fabas Kopf ihr schlechtes Gewissen, das sich über ihre Putz- und Verschwendungssucht mokierte.

Dabei bereitete ihr das Kaufen soviel Vergnügen. Sie liebte es, die Schneiderei zu betreten und ihren Blick unauffällig über all die schönen Stoffe und Farben gleiten zu lassen. Dann die Aufregung, wenn die Römerin das neue Stück fertig drapiert hatte und sie es endlich anschauen durfte. Schließlich der Höhepunkt: Das erste vorsichtige Hineingleiten in das neue Gewand, Majas kritischer Blick und zupfende Fingerspitzen bis alles letztendlich richtig saß.

Natürlich war die Schneiderei auch genau der richtige Ort um ruhig und von den Männern ungehört ein wenig zu plaudern. Zuerst drehte sich erst einmal alles um die anstehende Hochzeit, aber dann sagte die Schneiderin etwas, das Faba völlig verwirrte.

Jemand hatte Corinus schlimm zugerichtet. Dieser Mann hatte nicht nur selber als Gladiator gekämpft sondern verfügte zudem noch über eine kleine, schlagkräftige Privatarmee in Form des ersten Ludus der Stadt. Eine Person wie ihn anzugreifen erschien ihr leichtsinnig und gefährlich. Glücklicherweise glaubte Maja dieses mal nicht an eine Verwicklung von Quintus in diese Angelegenheit. Was womöglich das Rätselhafteste an der ganzen Geschichte war.

Der Rest der Plauderei drehte wich wie so oft um die Gladiatoren und Kämpfe. Es war sowieso schon längst Zeit für einen neuen Kampf, immerhin hatte es ja diverse Neuerwerbungen gegeben, die sich alle noch in der großen Arena von Brundisium beweisen mussten. Leider ließ sich Maja auch nichts über "ihren" neuen Gladiator entlocken, selbst sein bevorzugter Kampfstil war ihr unbekannt. Das Publikum konnte sich so wohl auf einige Überraschungen gefasst machen.

Geräuschvoll klappte sie den Deckel der Truhe hinab und griff noch einmal zu der Wachstafel um ihre Notizen zu überfliegen: "Pflaumen, Äpfel, Zitronen, Birnen, Trauben und eingelegte Oliven".

Majas Geschmack war in letzter Zeit wirklich eigenartig geworden. Die meisten ihrer Gäste bevorzugten etwas Deftiges oder Süßes, die Schneiderin stand mit ihrer neuen Leidenschaft für süß-saure Oliven so ziemlich alleine da. Faba würde Vaia dennoch das Rezept geben und diesen eigenartigen Salat in das übliche Angebot aufnehmen. Geld war Geld.

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