Freitag, 6. Juli 2012

Über den Verkauf junger Frauen

Der Abend begann für Faba mit einem großen Schock: Corinus liess sich seinen Wein verdünnen! Er, der immer auf den puren Genuss der edlen Tropfen gepocht hatte verlangte von der völlig überraschten Wirtin diese zu gleichen Teilen mit Wasser zu mischen. Es brach ihr fast das Herz. Selbst seine Frau, die so oft mit ihm erfolglos über dieses Thema diskutiert hatte wirkte erstaunt und Faba sah sie mit tiefem Respekt in den Augen anerkennend an.
Der Rest des Abends war eher unspektakulär. Der zwielichtige ägyptische Kapitän hatte mal wieder eine exotische Ware aufgegabelt und versuchte diese wortgewaltig zu verkaufen.

"Sieh sie Dir an - diese feine Kinnlinie, diese tiefen, dunklen Augen, diese feuchten Lippen, diese Rundung der Hüfte .... das Publikum wird sie lieben!" er überschlug sich förmlich bei der Anpreisung der jungen Gladiatrix, die gelassen hinter ihm stand. Aber der Preis war mit 500 Denaren (eine Summe so riesig das sie Fabas Vorstellungs- und Rechenvermögen überstieg) sehr hoch angesetzt und Corinus und Maja blieben skeptisch. Ebenso der blond gelockte Emnis, welcher mit pubertärem Eifer gerade erst seine ersten Schritte in der Gladiatorenlaufbahn eingeschlagen hatte.

Die weibliche Konkurrenz war ihm offenbar suspekt, aber Tamara - so der Namen der jungen Frau - wusste seine unbeholfenen Äußerungen geschickt und schlagfertig zu kontern und brachte damit den jungen Hitzkopf erfolgreich gegen sich auf. Schnell wurde der Plan gefasst das ein Übungskampf zwischen den beiden in der Arena stattfinden sollte. Die beiden Lanista könnten sich dabei von Tamaras kämpferischen Qualitäten überzeugen und Harsiese spekulierte darauf das dieses ihren Preis noch weiter heben könnte.

Zur vorgerückter Stunde tauchte ein Fremder in der Taverne auf und stellte sich als Demetrios aus Makedonien, freier Gladiator Roms vor. Schnell hatte er das Geschehen um sich gedeutet und bekundete ebenfalls Interesse an der jungen Frau. Im Gegensatz zu Corinus schien ihn in erster Linie das Aussehen der Gladiatrix zu interessieren und er beschrieb, wie er sie kaum bekleidet in Rom gewinnbringend in der Arena einsetzen könnte. Faba grauste es bei dem Gedanken und auch die Kämpferin wirkte nicht wirklich erpicht darauf.

Wider Erwarten sprang der Ägypter nicht auf den Handel an sondern fing an von den hohen Liegegebühren in Ostia zu klagen. Faba stutzte. Sie hatte schon erlebt wie er völlig gleichgültig Sklavinnen weggab und so etwas wie ein Gewissen hätte sie ihm nie zugetraut. Aber womöglich waren die Liegegebühren nahe Roms wirklich so hoch.

Am Ende des Abends hatte Faba der Gladiatorin Tamara versprochen auf sie zu setzen und ihr Bild des Händlers revidiert. Sie gähnte. Wie trügerisch doch der erste Eindruck sein konnte....

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