Samstag, 21. Juli 2012

Zwischen den Häusern

Natürlich kam es wie es kommen musste. Und dabei hatte alles so harmlos angefangen...

Laut krachten vor den neugierigen Zuschauen in der Taverne Tamaras und Msanaas Waffen aneinander. Riesig und mächtig erhob sich der dunkle Kämpfer drohend vor der selbstbewussten Gladiatrix. Jeder seiner beeindruckenden Muskeln war angespannt als er seine ganze Stärke in die wilden, wuchtigen Angriffe steckte. Aber die Kämpferin erwies sich als überaus wendig und wich immer wieder aus, während sie selber nicht weniger heftige Konterattacken startete. Dennoch entschied ein erfolgreicher Treffer Msanaas indirekt das Ende des Kampfes, als sein hölzerner Dreizack auf Tamaras ungedeckte Brust stiess. Er zerriss ihr ohnehin schon knappes Oberteil und grub drei hässliche Wunden in die vor Schweiß glänzenden Haut. Hilflos verlor das strapazierte Stoffstück den Kampf gegen Tamaras Rundungen nun endgültig und flüchtete sich vom Wind getragen zur See.
Die Feststellung das seine Kontrahentin nicht nur über einen Holzspeer sondern zudem auch noch sehr offensichtlich über die wohl gerundeten Waffen einer Frau verfügte, war zuviel für den gestandenen Kämpfer, der offensichtlich nur männliche Gegner gewohnt war. Während diese Neuentdeckung seine ganze Aufmerksamkeit fesselte, hatte Tamara die Gelegenheit geschickt genutzt und fällte den verblüfften Kämpfer mit einem gut gezielten Speerwurf.

"Das gibt es nicht, nun hat sie auch noch dieses hirnlose Tier besiegt!" rief Corinus erstaunt aus, als Msanaa offiziell aufgab. Er hatte kaum den Blick von dem Kampf wenden können und auch Majas Frage völlig überhört. Anscheinend hatte der ehemalige Gladiator auch wieder angefangen heimlich mit Tiberius zu trainieren - um ein wenig in Form zu bleiben: "Ich will eben nicht dick werden wie Quintus."
Schockiert schaute die Wirtin mit sich rötenden Wangen zu ihm: "Dick!?! Kein bisschen! Stark und muskulös..." Erst als sie Corinus Geschichtsausdruck sah bemerkte sie was sie da gerade behauptete nachdem er sie so unsanft aus ihren Tagträumen riss.

Wie eine Katze die ihre Beute fixierte richtete sich sein Blick auf die jetzt vor Aufregung geweiteten Augen der frisch Verliebten und seine Stimme wurde hatte auf einmal etwas lauerndes, als er ruhig sagte: "Sag Faba, hast du gewusst das Quintus Impotenz nachgesagt wird?"
Die Wirtin war reichlich verwirrt und erst ein heftiger Stoss von Florina - welche aus doch sehr sichtbaren Gründen noch nie gut auf das Thema anzusprechen war- schafften es ein wenig Ruhe in die rasenden Gedanken von Faba zu bringen.
Sie zwang sich zu einem unschuldigen Lächeln: "Ich frage mich wie man etwas derartiges bei einem unverheirateten Mann feststellen möchte..."
"Nun es gibt Sklavinnen genug..", Corinus blickte zu der Sklavin seiner Frau, "Raissa kann ja mal demnächst testen ob die Gerüchte stimmen." Das war keine Aussicht die Faba sonderlich behagte. Seufzend schüttelte sie den Kopf und bemerkte mit bemüht herablassendem Tonfall, etwas was ihr einfach nicht gelingen wollte: "Nicht jeder hat es nötig sich anderen aufzuzwingen".
Aber Corinus hatte den Braten schon gerochen, sein breites Grinsen sprach Bände. Bei den Göttern, der Kerl war schlimmer als ein trainierter Sklavenhund. Fluchtartig stürzte Faba in ihre Küche unter dem Vorwand sich noch etwas Wein zu holen.

Sie lehnte sich gegen den Schrank und versuchte sich erstmal zu beruhigen. Sie hätte wohl genauso gut in riesigen Buchstaben eine Liebeserklärung an das Ludus Calpurnianus schreiben können. Was war denn mit ihr los? War ihr Verstand denn zusammen mit der alten Wirtin abgereist? Sie hatte sich dazu hinreissen lassen zwei Nächte mit einem Mann zu verbringen - aber ohne die dritte Nacht wären sie nur Quell für Spott und Hohn. Ehefrau oder leichtes Mädchen - solange das nicht entscheiden war sollte sie sich besser bedeckt halten. Vor allem weil tief in ihr immer noch ein Funken Zweifel glomm.

Als sie sich so weit gefasst hatte das sie sich wieder nach draußen traute verabschiedete sich das Paar auch schon - etwas was Faba unter diesen Umständen dann doch mehr als Willkommen war.

Um sich und die immer noch sehr schwärmerische Florina ein wenig abzulenken starteten die beiden einen nächtlichen Streifzug durch Brundisium während sie sich lebhaft unterhielten. Es tat gut einfach und unbefangen über die eigene Vergangenheit und die Zukunft reden zu können. In Florina schien sie zum ersten mal nach Terentia wieder eine Freundin gefunden zu haben - jemand dem sie vertrauen konnte und der einen verstand, auch wenn man sich selber gerade fremd war.

Aber manchmal schockierte es sie doch wie oberflächlich die rundliche junge Frau dachte.
"Hübsch" war ihr Lieblingswort. Und wie stark sie auf Äußerlichkeiten achtete..
Faba schluckte. Sie hatte selbst bei ihrer Milchschwester miterlebt wie vergänglich Schönheit war. Aber wie konnte man so etwas vermitteln? Florina glich in der Hinsicht einem Nachtfalter der magisch von dem Licht jeder Öllampe angezogen wurde ohne zu bemerken das dort doch nur der eigene Tod in den trügerischen Flammen lauerte. Aber vielleicht musste jeder diese Erfahrung selber machen.. und wie es aussah stand Florinas Lektion bald bevor, da sich ihr Marcus immer noch nicht hatte blicken lassen.

Sie zeigte ihr den Schleichpfad hinter der öffentlichen Latrine der direkt zu der riesigen, jetzt in Dunkelheit gehüllten Arena führte. Groß und mächtig erhob sie sich über ganz Brundisium - aber trotz der vorgerückten Stunde war sie nicht menschenleer. Ein Schauspielerpaar hatte sich eingefunden und tobte wild zitierend durch die leeren Ränge und wagten sich am Schluss sogar auf den hellen Sand hinab. Fasziniert beobachteten sie das Treiben der beiden und Florina reagierte sehr heftig als sie bemerkte das der dort unten aufgeführte Heiratsantrag dann doch nur gespielt war.
Auf einmal weiteten sich ihre Augen und sie streckte den Arm aus um hinter die beiden Schauspieler zu deuten. Laut und angstvoll peitschte ihr Ruf durch das riesige Gebäude: "Da! Die Löwen kommen!" Faba unterdrückte ein lautes Lachen, als zumindest der junge Mann dem ungeahnten schauspielerischem Talent der leidenschaftlichen Köchin erlag. Man sollte sie doch nicht unterschätzen...

Gutgelaunt ließen sie die beiden zurück und wandten sich wieder dem Heimweg zu. Wortgewaltig hatte Florina ihr die Grauen ihrer zwei Ehen erzählt - von dem Tod des ersten Scheusals beim Vollzug der Ehe in der ersten Nacht und der lieblosen Behandlung durch seinen Nachfolger. Das Leben hatte es wirklich nicht gut mit ihr gemeint und so verwunderte es nicht, das sie der dritten unfreiwilligen Ehe entfloh.

Der Ehe entfliehen.. schon wieder das Thema. All ihre Gedanken drehten sich nur noch um diese schon nicht mehr junge Nacht. Sie standen vor dem Ludus in dem Quintus auf sie wartete.. wahrscheinlich mal wieder mit Unmengen von Papier vor sich.

Die dritte Nacht die alles entschied. Florina hatte sich nach einem ganzen Schwall wohlmeinender Worte verabschiedet und Faba stand nun alleine zwischen der Taverne und dem Ludus. Nur noch wenige Stunden bis zum Sonnenaufgang... und diese sollten entscheiden wie ihr Leben weiter verlaufen würde.

Welchen Weg sollte sie wählen?

2 Kommentare:

  1. Ich bin zufällig auf deinen Blog gestoßen und ich muss sagen, ich bin begeistert!
    Mach so weiter und du hast einen Fan mehr!

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  2. Dank Dir. Wobei ich die Thematik zwischendurch doch arg einseitig finde, aber das ist wohl auch Fabas schlichtem Gemüt geschuldet. Aber wer weiss wie es nach der Pause weitergeht?

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